Nonverbaler Ausdruck in Animationsfilmen – Interview mit Timothy Reckart

Im Zuge meiner Master Thesis „Nonverbaler Ausdruck in Animationsfilmen“ analysiere ich einige Werke, unter anderem Head Over Heels von Timothy Reckart. Der animierte Kurzfilm wurde mehrfach ausgezeichnet. 2013 wurde er sogar für einen Oscar nominiert. Kein Wunder, bei der einfühlsamen Geschichte und der liebevollen Umsetzung in Stop-Motion. Es zeigt schön die Beziehung eines älteren Paares.

Für meine Abschlussarbeit hatte ich einige Fragen zur Entstehung dieses Kurzfilms und ich war sehr geehrt, Antworten von Tim Reckart selbst zu bekommen. Seine Meinung und Sichtweise wird sicherlich meine Arbeit bereichern. Ich werde einige seiner Antworten in diesem Blogeintrag skizzieren.

Ein interessantes Thema, das dabei aufkam, war der andere Ansatz, Animationsfilme mit Synchronsprechern zu machen. In der westlichen Animation ist es üblich, die Tonreferenz als Richtlinie zu verwenden. Disney zum Beispiel beweist den Erfolg dieser Strategie, ebenso wie andere große Studios in Amerika. Sie arbeiten oft mit berühmten Persönlichkeiten zusammen, die ihre fiktiven Charaktere darstellen. Aber bei Stop-Motion muss man natürlich den anderen Weg gehen: Zuerst animiert man den ganzen Film, dann improvisieren die Synchronsprecher über die Bilder. Obwohl der Film nonverbal ist, erfordert er auch menschliche Geräusche. Aber die Bedeutung des Schauspielers hinter der Figur ist nicht so bedeutend.

Ehrlich gesagt finde ich es spannender, den zweiten Weg zu gehen, wie es Timothy Reckart in Head Over Heels getan hat. Erst Bilder, dann Ton – wie übrigens auch in der östlichen Animation.

Ein weiterer Aspekt, der mich sehr interessiert, ist, wie der Schöpfer/Animator eine Beziehung zu seiner Figur herstellt. Timothy denkt, dass die Stop-Motion-Technik es dem Animator ermöglicht, jede Einstellung genauso zu erleben, wie es die Puppe tut. Aus diesem Grund erfordert Stop-Motion mehr als jedes andere Medium Empathie zwischen dem Animator und der Figur, kommentiert Timothy weiter:

„Man muss sich in die Figur hineinversetzen und verstehen, welche Entscheidungen, welche Bewegungen eine Figur machen würde oder nicht, damit man selbstbewusst improvisieren kann, wenn man eine neue Idee hat.“

Abschließend ist es sehr interessant, woher die Ideen für solch wunderbare Charaktere stammen, mit denen wir so viel Empathie teilen. In vielen Fällen inspirieren echte Menschen den Künstler, wie Timothy Reckart die Inspiration für seine Hauptfiguren in Head Over Heels von seinen Großeltern erhielt. Fazit: Einblicke in die menschliche Natur werden für die Schaffung authentischer, emphatischer Charaktere unerlässlich.

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